Schönherr, A. (2011). Diversity und Sinn im Beruf. Über den Zusammenhang von Diversity-Klima, soziomoralischem Klima, Arbeitsengagement und Sinnerleben im Beruf. Innsbruck: Unveröffentlichte Diplomarbeit.
Ausschlaggebend für die Formulierung der Forschungsfragen in dieser Diplomarbeit war der Aufsatz „Mühe der Ebene. Kritisches Diversity Management“ von Nadja Schefzig. Aus der Diversity-Management-Perspektive heraus werden unterschiedliche Eigenschaften und Zugehörigkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vormals als Mangel und Nachteil galten, als Bereicherung wertgeschätzt. Ziel von Diversity-Management ist demnach, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die durch ein Klima der Toleranz, Fairness und Wertschätzung der Vielfalt der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geprägt ist. Ein zentrales Interesse in dieser Arbeit liegt in der Frage: „Hängt ein solches durch eine Diversity-Kultur geprägtes Klima mit Sinnerleben im Beruf zusammen?“ Des Weiteren sollen die Beziehungen zwischen Arbeitsengagement und beruflicher Sinnerfüllung sowie Berufsbedeutungen als Quellen für Sinnerfüllung im Beruf und Arbeitsengagement weiter erforscht werden. Berufsbedeutungen sind auf den beruflichen Kontext übertragene Lebensbedeutungen (Fragebogen zu Lebenssinn und Lebensbedeutungen, Schnell & Becker, 2007) und lassen sich als im Beruf zu verwirklichende, sinnstiftende Werte/Bedeutungen beschreiben.
Um ein Diversity-Klima in Unternehmen erheben zu können, musste eigens eine Diversity-Klima-Skala entwickelt werden. Zusätzlich wurde das soziomoralische Klima (Weber et al., 2009) als wichtige Ressource für berufliche Sinnerfüllung erhoben. An der Datenerhebung (N=103) nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens aus der Automobilbranche teil.
Die Auswertung der Daten zeigt deutlich, dass ein durch Toleranz, Wertschätzung und eine offene, Kommunikationskultur geprägtes Klima positiv mit beruflichem Sinnerleben und dem Arbeitsengagement der ArbeitnehmerInnen zusammenhängt. Statistische Analysen zeigen auch, dass der Einfluss des Diversity-Klimas auf das Arbeitsengagement und die berufliche Sinnerfüllung über das soziomoralische Klima mediiert wird. Das bedeutet, dass eine positive Wirkung einer Diversity-Kultur für die MitarbeiterInnen nur dann zum Tragen kommt, wenn grundsätzlich ein durch Wertschätzung und eine offene, partizipative Kommunikationskultur geprägtes Klima (=soziomoralisches Klima) vorherrscht.
Der gefundene enge Zusammenhang zwischen Work Engagement und Sinnerfüllung im Beruf stimmt mit bereits von May et al. (2004) und Höge & Schnell (2012) berichteten Ergebnissen überein und bestätigt, dass beide Konstrukte ähnliche Aspekte der Wahrnehmung des vom Individuum ausgeübten Berufes erfassen. Eine wichtige Erkenntnis dieser Studie ist, dass Berufsbedeutungen nicht nur zur Vorhersage von beruflicher Sinnerfüllung, sondern auch zur Vorhersage von Work Engagement beitragen. Harmonie am Arbeitsplatz erweist sich in dieser Stichprobe als wichtigste Quelle für berufliche Sinnerfüllung und Engagement. Das Festhalten an Traditionen und starren Strukturen aber auch das Streben nach Freiheit stehen im untersuchten Unternehmen in einem negativen Zusammenhang mit Sinnerfüllung und Arbeitsengagement.
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