Schnell, T., & Pali, S. (2013). Pilgrimage Today: The Meaning-Making Potential of Ritual. Mental Health, Religion & Culture, 16(9), 887-902. Full text available
Auf dem Pilgerweg zum Sinn
Manchmal geschehen Dinge, die uns den Boden unter den Füßen wegziehen. Plötzlich fragen wir uns: Worauf hat eigentlich bisher mein Leben gegründet? Und was davon hat Bestand? Warum tue ich, was ich tue? Es gibt Ereignisse, die machen Lebenssinn frag-würdig. In unserer beschleunigten Gesellschaft sind Zeit und Raum zum Reflektieren und Hinterfragen äußerst rar. Es bedarf einer ritualisierten Auszeit, um sich neu zu besinnen.
Wie hilfreich dies sein kann, zeigt unsere Studie über Pilger auf dem Jakobsweg. Pilger machen sich auf den Weg, der sie meist wochenlang dem Alltag entreißt. Obwohl es sich um ein Jahrhunderte altes christliches Ritual handelt, ist die Motivation meist nicht explizit religiös. Die meisten Wanderer erhoffen sich Klärung. Der Weg bietet Zeit für Fragen, Begegnungen und tiefe Erfahrungen. Die Studie belegt einen beträchtlichen Anstieg der Sinnerfüllung und die Lösung von Sinnkrisen – direkt nach der Reise, wie auch noch vier Monate später!