Hörmann, C. (2016). Bindung, Selbstkonzept und Lebenssinn. Über den Zusammenhang zwischen Selbstwahrnehmung, Beziehungsverhalten und persönlichem Sinnerleben. Vergleich existentiell Indifferenter mit anderen Sinnerlebnisqualitäten. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität Innsbruck.
Mehr als 35 % der Deutschen geben keinen oder nur gering-ausgeprägten Lebenssinn an – ohne offensichtlich unter diesem Mangel zu leiden (Schnell, 2010). Was verbirgt sich hinter dieser offenbar gleichgültigen Haltung gegenüber Lebensbedeutung und Lebenssinn – genannt Existentielle Indifferenz? In dieser Arbeit wurden die Bedeutung von Bindungsfähigkeit für ein positives Selbstkonzept und Sinnerleben erörtert, verschiedene Sinntypen miteinander verglichen und Zusammenhänge zwischen Bindungsqualität, Authentizität und Sinn aufgezeigt.
Durch die separate Erfassung von Sinnerfüllung und Sinnkrise anhand zweier Skalen ermöglicht es der Fragebogen zu Lebensbedeutungen und Lebenssinn (Schnell & Becker,
2007) den Zustand existentieller Indifferenz auch empirisch zu identifizieren (Schnell, 2010). Ein Ziel dieser Arbeit ist die genauere Einordnung dieser Sinnerlebnisqualität, welche weder mit Sinnerfüllung noch mit dem Erleben einer Sinnkrise einhergeht. Dafür wurden 161 Probanden einer mehrheitlich studentischen Stichprobe zunächst einem von drei Sinntypen (Sinnerfüllte, existentiell Indifferente, Personen in einer Sinnkrise) zugeordnet und anhand motivationaler Aspekte, Bindungsqualität und Selbstwahrnehmung verglichen. Dabei zeigte sich, dass existentiell Indifferente im Vergleich zu Sinnerfüllten häufiger unzufrieden mit ihrem Leben sind, ihren Handlungen geringere Erfolgschancen beimessen, häufiger zu vermeidendem Beziehungsverhalten neigen und insgesamt weniger authentisch leben.
Da bislang nur wenige und teils widersprüchliche empirische Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Bindungsqualität, Authentizität und Sinnerleben vorliegen, wurde der erhobene Datensatz in einem weiteren Schritt hierauf überprüft. Obwohl für beide Ausprägungen von Bindungsunsicherheit (Angst und Vermeidung) ein negativer Zusammenhang mit Sinnerfüllung erwartet wurde, ist in der untersuchten Stichprobe nur Bindungsvermeidung mit geringerer Sinnerfüllung assoziiert. Das Auftreten einer Sinnkrise wird jedoch sowohl durch ängstliche als auch vermeidende Beziehungstendenzen begünstigt.
Wie die Mediationsanalyse ergab, ist der Zusammenhang zwischen Bindungsunsicherheit und krisenhaftem Sinnerleben durch das Ausmaß erlebter Selbstentfremdung vermittelt. Personen mit vermeidender Beziehungseinstellung schätzen die Lebensbedeutung Freiheit
als besonders wichtig ein. Hohe Werte für Bindungsvermeidung bedeuten für die vorliegende Untersuchung aber auch ein auffallend geringes Engagement für Lebensbedeutungen, welche auf die Bewahrung und Förderung des eigenen sowie fremden Wohlbefindens abzielen. Für Bindungsangst wurde ein Zusammenhang mit ausgeprägtem Interesse an Spiritualität und Selbsterkenntnis festgestellt.
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Bitte zitieren als: Hörmann, C. (2016). Bindung, Selbstkonzept und Lebenssinn. Über den Zusammenhang zwischen Selbstwahrnehmung, Beziehungsverhalten und persönlichem Sinnerleben. Vergleich existentiell Indifferenter mit anderen Sinnerlebnisqualitäten. Unveröffentlichte Masterarbeit, Universität Innsbruck.