Quelle: Isaksen, J. (2000). Constructing Meaning despite the Drudgery of Repetitive Work. Journal of Humanistic Psychology, 40, 84-107.
Gibt es wirklich die Möglichkeit, eine monotone Tätigkeit unter ungünstigen Arbeitsbedingungen als sinnvoll zu empfinden? Nach Isaksens qualitativer Studie (2000) geben drei von vier Angestellten eintöniger Jobs an, dies zu tun. Ihm zufolge kann man sich aktiv und durch kontinuierliche Bemühungen seinen eigenen Sinn schaffen. Dieser kann verschiedene Bereiche betreffen, die im Arbeitsleben als bedeutend empfunden werden.
Psychologische und körperliche Beschwerden bei eintönigen Jobs:
Körperliche und psychische Symptome entstehen genau dann, wenn die Anforderungen der Arbeit nicht mit den Bewältigungsmöglichkeiten des Arbeiters übereinstimmen. Bei sich wiederholenden Arbeitsabläufen kann der Fall eintreten, dass die psychischen Anforderungen an ArbeiterInnen hoch sind, ihre Entscheidungsfreiheit jedoch gering. Diese Personen leiden schließlich unter körperlichen Beschwerden sowie genereller physischer Erschöpfung nach einem langen Arbeitstag. Aber auch psychische Symptome wie Verlust an Selbstwertgefühl und Passivität bis hin zu Depressionen sind mögliche Folgen, welche sich auch auf die Familie übertragen können.
Reduziert Sinnerleben das persönliche Stressniveau?
Die qualitative Studie von Isaksen (2000) zeigt große Unterschiede zwischen Personen, die ihre Arbeit als sinnvoll und jenen, die ihre Arbeit als sinnlos erleben. Unter Letzteren sind Langeweile, eine negative Einstellung zur Arbeit und geringes Selbstwertgefühl weit verbreitet. Auch Hoffnungslosigkeit, ein negatives Selbstbild und geringes Vertrauen in die Zukunft gehen mit Sinnlosigkeit im Beruf einher. Dennoch schaffen es 75 % der Befragten, Sinn in ihrer monotonen Tätigkeit zu erfahren. 82% würden sogar weiter ihrem Beruf nachgehen, wenn sie für das gleiche Gehalt zuhause bleiben könnten. Es ist nicht einfach, sich unter ungünstigen Arbeitsbedingungen selbst einen Sinn zu schaffen. Um etwas zu verändern, muss als Grundlage der Wille zum Sinn vorhanden sein.
Möglichkeiten Sinn in monotonen Berufen zu erleben:
Jeder Mensch kann selbst zu seinem persönlichen Sinn beitragen, beispielsweise durch Freude etwas Neues zu Lernen, Verantwortungsgefühl oder Stolz.
Die Befragten der Studie gaben am häufigsten folgende Bereiche als sinnstiftend an:
– Sinnempfinden durch Verbundenheit zum Arbeitsplatz. Dies zeigt sich, wenn die Verbindung zum Arbeitsplatz positive Auswirkungen auf die Identität und Selbstachtung von ArbeiterInnen hat. Man erlebt einen ausgeprägten Teamgeist oder hat mitunter das Gefühl wichtig für verschiedene Arbeitsabläufe zu sein.
– Sinnerleben durch soziale Beziehungen bei der Arbeit. Die Person pflegt auf der einen Seite ihre sozialen Kontakte, indem sie rücksichtsvoll mit Problemen anderer umgeht und sich aufgeschlossen zeigt. Auf der anderen Seite nimmt sie diese auch bei privaten und beruflichen Problemen für sich in Anspruch und profitiert daraus.
– Sinn durch Betrachtung der Arbeit als einen essentiellen Teil eines größeren Zusammenhangs. Das Leben ist durch mehrere Bereiche geprägt, zwei davon sind Familie und Arbeit. Hierbei ist die Familie für viele der fundamentale Beweggrund zu arbeiten. Man verdient Geld, um Kinder und möglicherweise den Partner/die Partnerin zu versorgen. Trotz der Tatsache, dass Familie und Arbeit oftmals im Konflikt zueinander stehen, stellt die Familie an sich oft den Beweggrund dar, die Arbeit im Gesamtkontext als sinnvoll zu betrachten.
Was bedeutet das für mich?
Von allen Befragten gab niemand an, das „bloße Geldverdienen“ als sinnvoll zu empfinden. Erst, wenn es für etwas Befriedigendes ausgegeben wird, wie für die Familie oder auch Träume, die man verwirklichen möchte, wird Geld sinn-relevant. Wenn das Hauptziel des Arbeitens also im Geldverdienen an sich liegt, wird dies wenig zur Sinnerfüllung am Arbeitsplatz beitragen. Versuchen Sie, Ihren persönlichen Sinn zu stärken, auch wenn dies für Sie aufgrund der aktuellen Arbeitsbedingungen schwierig zu sein scheint. Bemühen Sie sich soziale Beziehungen in der Arbeit aufzubauen, und Ihre Arbeit als Teil eines größeren Zusammenhangs zu sehen.
„Sinn kann nicht gegeben, sondern muss gefunden werden.“ (Frankl)