Siller, E. (2009). Sinnerfüllung im Beruf. Zum Zusammenhang von Merkmalen der Arbeitstätigkeit, Sinnerfüllung, Arbeitsengagement und Wohlbefinden. (Universität Innsbruck: Unveröffentlichte Diplomarbeit)
Während sich zum Beispiel die Philosophie oder auch die Klinische Psychologie schon sehr lange mit dem Thema „Sinn“ beschäftigen, wird in der Arbeits- und Organisationspsychologie erst vergleichsweise kurz in diesem Bereich geforscht. Diese Diplomarbeit soll einen Beitrag zu dieser „jungen“ Forschung liefern.
Ausgangspunkt der Diplomarbeit war die Frage, welche Bedingungen mit einer Berufstätigkeit in Zusammenhang stehen, die als sinnerfüllt erlebt wird. Dafür wurden – aus arbeitspsychologischer Sicht – die Korrelationen zwischen Arbeitsressourcen, Arbeitsbelastungen, Flexibilitätsanforderungen, der soziomoralischen Atmosphäre, Arbeitsengagement, Wohlbefinden und Sinnerfüllung im Beruf bzw. generell erlebter Sinnerfüllung näher betrachtet.
Im Theorieteil der Diplomarbeit erfolgt die Darstellung der einzelnen Konstrukte: Der komplexe Begriff Sinn wird näher beleuchtet und vorliegende Untersuchungen zu Sinn und Beruf werden angeführt. Weiters folgt eine Erläuterung, aus welchen Dimensionen sich Arbeitsengagement zusammensetzt, was unter Flexibilitätsanforderungen verstanden wird bzw. welche Inhalte die Arbeitskraftunternehmer-These aufweist. Der letzte Punkt beschäftigt sich mit der soziomoralischen Atmosphäre und ihren sechs Merkmalen.
Für die Untersuchung wurde ein umfassender Fragebogen aus Teilen verschiedener bestehender Verfahren zusammengestellt, mit welchem die Erhebung der Stichprobe erfolgte. Die Fragestellung richtete sich an Erwerbstätige, die in einem befristeten oder unbefristeten Arbeitsverhältnis stehen. Es konnten 183 gültige Fragebögen für die Berechnungen herangezogen werden.
Die Ergebnisse zeigen, dass Arbeitsressourcen, soziale Unterstützung und eine wahrgenommene soziomoralische Atmosphäre sowohl mit Arbeitsengagement als auch mit Sinnerfüllung in einem signifikanten positiven Zusammenhang stehen.
Ebenfalls signifikante positive Korrelationen konnten sowohl zwischen Arbeitsengagement und Wohlbefinden bzw. Sinnerfüllung und Wohlbefinden als auch zwischen Arbeitsengagement und Sinnerfüllung errechnet werden.
In Bezug auf Flexibilitätsanforderungen zeigte sich, dass die Skalen Anforderungen an Selbstbestimmung und Selbstorganisation, Anforderungen an eigenständige Karriereentwicklung und Anforderungen an eigenverantwortliches Lernen signifikant positiv mit Arbeitsengagement bzw. mit Sinnerfüllung zusammenhängen. Für die Skalen Anforderungen an zeitliche Flexibilität bzw. Anforderungen an funktionale Flexibilität und Arbeitsengagement bzw. Sinnerfüllung konnten keine signifikanten Korrelationen festgestellt werden.
Bei den Arbeitsbelastungen zeigten wider Erwarten nur arbeitsorganisatorische Probleme eine negative signifikante Korrelation mit Sinnerfüllung, zwischen Zeitdruck sowie Arbeitsunterbrechungen und Sinnerfüllung waren keine signifikanten Zusammenhänge nachweisbar.
Interessante Ergebnisse lieferte die Berechnung der Mediatoreffekte. Es konnte gezeigt werden, dass der Zusammenhang zwischen Arbeitsressourcen und Arbeitsengagement vollständig von Sinnerfüllung im Beruf mediiert wird. Für die Mediation von generell erlebter Sinnerfüllung konnte dieser Effekt aber nicht nachgewiesen werden.
Generell wurden die Hypothesen zu Sinnerfüllung immer in zwei Varianten gerechnet: einmal mit der Skala Sinnerfüllung im Beruf und einmal mit der Skala generell erlebte Sinnerfüllung. Es zeigte sich, dass diese Differenzierung auch für weitere Forschungen im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie in Betracht gezogen werden sollte, da bei nahezu allen Hypothesen, welche die Sinnerfüllung betreffen, die Korrelationen der einzelnen Skalen mit Sinnerfüllung im Beruf stärker ausfielen als die jeweiligen Zusammenhänge mit generell erlebter Sinnerfüllung.
Trotz der interessanten Ergebnisse der Untersuchung liegt ihre Beschränkung vor allem darin, dass es sich um eine Querschnittserhebung handelt, welche ausschließlich Korrelationen feststellt, jedoch keine Schlüsse auf die Kausalität der Zusammenhänge zulässt. Für zukünftige Forschungen wären sicherlich Untersuchungen von Interesse, welche im Stande sind, Aussagen über die Kausalität der Korrelationen zu liefern.
Abschließend darf ich als Autorin bemerken, dass ich der Ansicht bin, dass Forschung zum Thema Sinn in der Arbeits- und Organisationspsychologie ein zukunftsträchtiger und lohnender Bereich sein kann. Durch die sich laufend verändernde (Arbeits-)Zukunft und die damit verbundenen Herausforderungen sollte ein Hauptaugenmerk darauf liegen, was arbeitenden Menschen dabei hilft, gesund und engagiert zu bleiben und ihre Tätigkeit als sinnerfüllt zu erleben.
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