Fundierte Orientierung bei existentiellen Fragen

Virtuelle Akademie Bodensee

innovativ – alternativ – spirituell

Dr. Eckart Ruschmann betreibt seit Januar 2014 das Projekt der Virtuellen Akademie Bodensee. Sie richtet sich an Menschen, die sich für existentielle Fragen interessieren und bietet fundierte Informationen aus den Feldern der Philosophie, Psychologie und den Religionswissenschaften. Ausgewählte Texte zu diesen Themen werden präsentiert und in näherer Zukunft sollen auch virtuelle Seminare und Foren angeboten werden. In einem dazugehörigen Blog haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die übersandten Texte zu diskutieren und sich auszutauschen.

Im nachfolgenden Interview spricht Dr. Ruschmann über seine Gedanken, Motive und Eindrücke zu dem wachsenden Projekt.

Wofür engagieren Sie sich in ihrem Projekt?

Der große Schwerpunkt meiner Arbeit war und ist Erwachsenenbildung und dabei im Speziellen die Beschäftigung mit existenziellen Fragen. Ich habe Indologie, Psychologie und Philosophie studiert und da ist es kein Zufall, dass mich solche Fragen sehr interessieren, denn aus allen diesen drei Hintergrundfeldern lassen sich Erträge dazu finden. Nun haben viele Menschen einen eher unsystematischen Zugang zu Informationsquellen, wenn sie sich mit solchen Fragen auseinandersetzen wollen. Daher ist mein Anliegen in diesem Projekt, in bestimmter Weise einen „Transfer“ zwischen wissenschaftlicher Beschäftigung und alltäglichem Interesse herzustellen. Wissen muss gut transportiert werden, damit es ankommt. Das reiche, von mir über Jahrzehnte erarbeitete Informationsmaterial soll zur Verfügung gestellt werden.

Was reizt Sie besonders an diesem Projekt?

Ich erlebe immer wieder, dass Menschen, wenn sie sich mit existentiellen Fragen beschäftigen, eher orientierungslos sind. Vielen Menschen bleibt ein Großteil der vorhandenen Quellen zu diesem Thema nicht zugänglich, dabei ist in den letzten Jahrzehnten so viel Gutes entstanden. Nur gilt die Wissenschaft für Nicht-Akademiker oft als „trocken“ und die Esoterik-Ecke in der Buchhandlung hilft auch nur bedingt weiter. Ich möchte eine Art Vermittler sein, der seine Kenntnisse nutzt, um interessantes Wissen bereitzustellen. So betrachte ich die Texte, die ich auswähle, auch immer unter der Perspektive, wie sie für den Leser geeignet wären, übersetze oder erkläre Fremdwörter etc.. Die erste Frage lautet immer: „Könnte es jemanden interessieren, der keine Fachkenntnisse hat?“

Was hat Sie dazu bewegt, ihr Projekt virtuell, also online zu starten?

Ich sehe das Internet als ein Instrument, in dem man gezielt wertvolle Informationen übermitteln kann. Die Aufgabe jener Leute, die wissenschaftlich geschult sind, ihr Wissen weiterzugeben, kann man nicht nur erfüllen, indem man populärwissenschaftliche Bücher schreibt. Ein Instrument wie das Internet bietet relativ leicht und schnell Informationen. Dabei denke man auch an ältere Menschen, die immer häufiger das Internet nutzen. Wertvolle Information zu transportieren, gerade bei Themen, die auch in der Wissenschaft eher zu den Randbereichen gehören, halte ich für wichtig. Dafür ist das Internet gut geeignet. Zusätzlich bietet die Vernetzung mit inhaltsähnlichen Websites die Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen.

Eine der Gefahren des Internets besteht ja darin, dass es eine Fülle von Angeboten zum selben Thema gibt und es für den Nutzer oft schwer ist, zu erkennen was davon auf fundierten Kenntnissen beruht.

Ich gebe jede Woche einen Text heraus, und diese Texte sind alle klar benannt, die Quellen sind angegeben. Es ist also deutlich erkennbar, welchen Hintergrund der Autor hat, und wer möchte, kann die Originaltexte einsehen, auch wenn das vielleicht eher selten geschieht. Viel wichtiger ist, dass Menschen dadurch mit einem Text in Kontakt kommen, der ihnen wahrscheinlich sonst nie im Leben begegnen würde. Und wenn sie ihn dann interessant finden, haben sie etwas davon.

Inwiefern hat Sie dieses Projekt persönlich beeinflusst?

Ich lerne zum Beispiel mit Menschen umzugehen, mit denen ich sonst kaum in Kontakt komme. Dabei meine ich zum Beispiel auch Leute, die sich viel im Internet bewegen und „bloggen“. Da ist der Ton oft rau. Wenn ich dann die Blogs betrachte, die schon entstanden sind, sehe ich es durchaus als Herausforderung, alles so zu gestalten, dass eine produktive Diskussion ermöglicht wird. Dabei ist es oft schwierig, nicht zu autoritär auf der einen und zu locker auf der anderen Seite zu sein. Jeder Nutzer hat da eine etwas eigene Meinung. Ich versuche den richtigen Kurs zu finden und das mit Menschen, die ich meist gar nicht kenne. Ich lerne dabei, wie ich mit diesen Menschen kommuniziere, respektvoll mit ihnen umgehe, aber mich trotzdem einschalte, wenn Diskussionen in eine ungünstige Richtung laufen.

Was bedeutet für Sie Sinn in aller Kürze?

Bei mir steht dabei der Transzendierungsprozess im Vordergrund. Für mich entsteht Sinn, wenn ich mich in einen bestimmten Kontext hineinstelle. Das können verschiedene Dimensionen sein. In dem Augenblick, in dem ich meine Ich-Grenzen ein Stück erweitere und mich verbinde mit anderen Menschen, der Natur oder der Transzendenz, dann ist der Sinn wie von selbst da.

Univ.-Doz. Dr. Eckart Ruschmann hat Psychologie studiert (Dipl.-Psych.), Indologie (Dr. phil.) und Philosophie (Habilitation 2002 an der Universität Klagenfurt, mit einer Arbeit über „Philosophische Beratung“).

Er ist seit vielen Jahren als Philosophischer Berater, Psychotherapeut und Ausbilder für Beratung sowie als Dozent für Philosophie und Psychologie an Universitäten und verschiedenen Bildungsinstitutionen tätig.

Er lebt heute in Bregenz und leitet mit seiner Frau Elisa Ruschmann das Bodensee-Kolleg, ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Bregenz (A) und Freiburg (D), mit dem Ziel, werteorientierte Bildung und Beratung anzubieten

Homepage der Virtuellen Akademie:       http://www.virtuelle-akademie.org

Interview: Thomas Egger

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