Kinderbüro der Universität Innsbruck

Kinderbetreuung als sinnstiftende Aufgabe

„Gibt es Momente während deiner Arbeit, in denen du das Gefühl hast, etwas Sinnvolles zu tun?“

„Von außen betrachtet sind es ‚Kleinigkeiten‘, zum Teil sehr kurze Augenblicke und trotzdem fällt es mir sofort ein, wenn ich etwas Sinnvolles in meiner Tätigkeit beschreiben will. Als ich vor einigen Tagen mit einem kleinen Mädchen nach draußen zum Spielen ging, saßen wir zusammen in der Garderobe, um unsere Schuhe anzuziehen. Als ich ihr dabei helfen wollte, signalisierte sie mir, sie wolle es alleine versuchen und grinste mich voller Stolz an, während sie den Klettverschluss ihres ersten Schuhs selbst befestigte. Plötzlich war ich Teil eines kleinen, persönlichen Erfolgserlebnisses. Die Tatsache, dass es mit dem zweiten Schuh nicht mehr so gut funktionierte, wurde von uns beiden gerne ignoriert.“

Maedchen mit FernglasDies ist einer der Eindrücke aus dem Arbeitsumfeld von Elisabeth Krista, die als Kinderbetreuerin im Kinderbüro der Universität Innsbruck tätig ist. Seit 2008 wird dort die Betreuung für Kinder von studierenden Eltern und MitarbeiterInnen der Universität Innsbruck angeboten. Studieren mit Kind ist nicht selten eine schwierige Angelegenheit, vor allem für alleinerziehende Elternteile. Das Kinderbüro der Universität Innsbruck stellt sich direkt auf den Alltag von StudentInnen und MitarbeiterInnen der Universität Innsbruck ein. Neben der persönlichen Beratung, dem Bereitstellen von Spielräumen und eines Spielgeländes können Eltern ihre Kinder über ein Online-Anmeldesystem für bestimmte Stunden anmelden. So kann entsprechend des Stundenplans das Kind für diese Zeit betreut werden. Das Verhältnis von Kindern und BetreuerInnen beträgt  8:2, somit ist auch immer die Möglichkeit für eine Einzelbetreuung oder altersspezifische Interaktion gegeben. In dringenden Fällen besteht natürlich die Möglichkeit, die Gruppe um ein oder zwei Kinder zu vergrößern.

Hinzu kommt die Motivation der BetreuerInnen selbst, die wie im Falle von Elisabeth neben dieser Arbeit ein Psychologie- oder Pädagogikstudium absolvieren. Gerade in diesem Bereich, wie Elisabeth berichtet, bietet die Arbeit einen praktischen Ausgleich zum eher „theoriehaltigen“ Studium.

Elisabeth betrachtet ihre Arbeit vor allem deshalb als sinnvoll, weil ihr dabei sehr stark das Gefühl vermittelt wird, Unterstützung bieten zu können. Die Tatsache, an prägenden Entwicklungsmomenten, vor allem bei jüngeren Kindern, teilhaben zu können, motiviert und erheitert. Auch die Zufriedenheit der Eltern, denen das Studium durch Elisabeths Arbeit ermöglicht wird, bestärkt sie in ihrer Annahme, etwas Sinnvolles zu leisten. Nicht zuletzt deshalb gehört sie zu einer der MitarbeiterInnen, die am längsten im Kinderbüro arbeiten. (Sie ist seit der Gründung im Herbst 2008 tätig.) Für Elisabeth selbst ist es von großer Wichtigkeit, die Wirkung ihrer Tätigkeit unmittelbar zu erleben. So tragen Ereignisse (wie das gemeinsame Schuhe-Anziehen), die von den Kindern als Erfolg erlebt werden, zur Freude an der Arbeit bei. Zudem spürt sie, dass sie für viele junge Menschen zu einer Bezugsperson wird, die an den Erfahrungen, Erfolgserlebnissen und Entwicklungen der Kinder beteiligt ist. Der Umgang mit diesen Erlebnissen und ein intrinsisches Interesse sind unverzichtbare Eigenschaften für Elisabeth. Dieser Verantwortung gerecht zu werden und sie bestmöglich zu nutzen, ist das Ziel, das sich Elisabeth setzt. Ein Gefühl der Sinnhaftigkeit ist für sie schwer fassbar, jedoch verspürt sie Zufriedenheit und Ausgeglichenheit während ihrer Arbeit, was sich für Elisabeth durchaus mit einer sinnvollen Tätigkeit vergleichen lässt.

Gerade aufgrund ihrer langen Tätigkeit als Betreuerin ist ihr aber auch regelmäßig aufgefallen, dass der Bedarf an einer Betreuung dieser Art stetig wächst und ein Ausbau der Kapazitäten in diesem Bereich von großer Wichtigkeit wäre. Alleine die große Anzahl an Studierenden und MitarbeiterInnen an der Universität Innsbruck (27.000, mit steigender Tendenz) rechtfertigt die Forderung nach einem angemessenen Betreuungsangebot. Denn wie Elisabeth berichtet, kann es in Zeiten hoher Auslastung (Ferienbetreuung, Prüfungszeit) dazu kommen, dass bei bestmöglicher Organisation ein Betreuungsplatz nicht sofort verfügbar ist. Gerade in solchen Fällen, so Elisabeth, fällt es sehr schwer abzuwägen, wer einen Betreuungsplatz dringender benötigt.

Kinderbuero Team

Zusätzlich sollte natürlich noch erwähnt werden, dass die Arbeit in der Betreuung gerne auch von Männern betrieben werden kann. Wie Elisabeth erzählt, haben bereits Männer als Betreuer gearbeitet oder ihr Praktikum im Kinderbüro absolviert und vor allem die etwas älteren Kinder reagierten darauf sehr positiv.

Zusammenfassend erweist sich das Kinderbüro der Universität Innsbruck als eine höchst sinnvolle Einrichtung. Es leistet Unterstützung, bietet eine geeignete Atmosphäre für Kinder und dient als Raum für die Anwendung und das Erlernen erzieherischer Fähigkeiten. Nicht zuletzt aufgrund dieser Wechselseitigkeit zwischen dem Angebot der Betreuung für Kinder von Studierenden und MitarbeiterInnen und der Möglichkeit als StudentIn/BetreuerIn sich selbst praxisnahe weiterzubilden, sollte das Kinderbüro in seiner Existenz bestätigt werden.

 

Elisabeth Krista

Elisabeth Krista

Elisabeth Krista besuchte die Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik und arbeitete anschließend sechs Monate als Lehrerin für Vorschulkinder in Spanien. Danach praktizierte sie fünf Jahre als Kindergärtnerin. Seit 2008 studiert sie an der Universität Innsbruck Psychologie und arbeitet auch seither im Kinderbüro.

Auf die spontane Frage nach dem Sinn des Lebens antwortet sie ebenso spontan mit:„Liebe!“.

 

Weitere Informationen finden Sie auch auf der Webseite des Kinderbüros:

http://www.uibk.ac.at/leopoldine/kinderbuero

Bericht von Thomas Egger

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.