Im Auftrag des österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft haben wir uns mit der Frage auseinandergesetzt, ob bzw. wann es hochbegabten Menschen möglich ist, ihr Potential im Erwachsenenleben so umzusetzen, dass sie ihre Existenz als sinnvoll und zufriedenstellend erfahren.
Die Ergebnisse waren überraschend: Eine Gruppe von Hochbegabten, die sich durch kontinuierlich herausragende Leistungen in Schule, Universität und Promotion auszeichneten und mit der Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae geehrt wurden, wiesen ein sehr hohes Sinnerleben und Wohlgefühl auf. Ihnen war es offenbar bestens gelungen, ihre Fähigkeiten und Stärken umzusetzen.
Ganz andere Berichte bekamen wir jedoch von Personen, die Mitglied des Hochbegabtenvereins MENSA waren, wofür ein Intelligenzquotient von mindestens 130 notwendig ist. Sie berichteten eine geringe Sinnerfüllung, niedriges Wohlbefinden und viele Sinnkrisen.
Einige potentielle Gründe konnten wir bereits aufdecken:
- Die Mehrheit der hochintelligenten Personen (Mensaner) gab an, dass ihre Fähigkeiten während der Schulzeit nicht anerkannt oder gefördert wurden. Zudem fühlten sie sich oft unterfordert.
- Besonders gefährlich ist die Verbindung von hoher Intelligenz und geringer Selbstannahme. Wer sich Fehler nur schwer verzieh und wenig ‚Selbstmitgefühl‘ aufwies, erfuhr das eigene Leben meist als sinnlos.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse unseres ersten Projekts können Sie hier nachlesen.
Die Publikation „Brilliant: But what for? Meaning and subjective well-being in the lives of intellectually gifted and academically high achieving adults.“ von Edith Pollet & Tatjana Schnell (Journal of Happiness Studies, doi:10.1007/s10902-016-9783-4) können Sie hier herunterladen.
Derzeit arbeiten wir an einem ebenfalls vom bm:wfw geförderten Follow-up Projekt, um mehr über das Problem niedriger Sinnerfülung bei hoher Intelligenz zu verstehen.
Hier hat Bernadette Voetter ein aktuelles Review zur Situation erwachsener Hochbegabter für Sie zusammengefasst.
Und hier finden Sie ein (englisches) Review der Studie „Brilliant: But what for?“, veröffentlicht von der neuseeländischen Beraterin Maggie Brown